Sprachbewegungen - oder was bedeutet es, Sprachgeschichte transkulturell zu modellieren?

Autor/innen

  • Jürgen Erfurt
  • Joachim Gessinger

DOI:

https://doi.org/10.17192/obst.2022.100.8464

Schlagworte:

Transkulturalität, Migration, Mehrsprachigkeit, Emergenz, Sprachmischung, Sprachdynamik, Akteursperspektive, Regionalsprachen, Französisch, Berlinisch

Zusammenfassung

Ziel dieses Beitrags ist es, entlang einer Sprachgeschichte von ‚SprecherInnen in Bewegung‘ jene Zugriffsweisen und Prozesse zu identifizieren, die zu einer transkulturellen Sprachgeschichtsschreibung hinführen. Ausgehend von einem Vergleich der Sprachgeschichts-schreibungen zum Deutschen und zum Französischen richtet sich die Aufmerksamkeit in einem ersten Schritt darauf, welche neuen Perspektiven auf die jeweilige Geschichte und welche neuen Datenbereiche des Sprachlichen in den letzten Jahrzehnten erschlossen wurden. Damit einher geht eine Kritik an einer historiographischen Praxis, die im Paradigma des sprachlichen Nationalismus seit dem 19. Jh. Sprachgeschichte als Geschichte einer Sprache konzipiert, so als ob die Menschen naturgegeben einsprachig seien und Sprachen isoliert voneinander und in abgegrenzten Räumen existierten. Anhand von Fallstudien zu den sprachlichen Dynamiken in Paris und Berlin, speziell im 18. und frühen 19. Jh., rücken die sprachlichen Dimensionen von Mobilität, Migration und Kontakt der Akteure sowie Prozesse der Verflechtung, Aneignung und Aushandlung kultureller Praktiken und von Mehrsprachigkeit in den Mittelpunkt.


This contribution aims to identify, along a linguistic history of “speakers on the move”, those approaches and processes that lead to a transcultural historiography of language Starting with a comparative analysis of German and French historiography, the first step zooms in on the new perspectives on the respective histories and the new data areas of language practices that have emerged in recent decades. What follows is a critique of a historiographical practice which, in the paradigm of linguistic nationalism since the 19th century, conceives of language history as the history of a language as if people were naturally monolingual and languages existed in isolation from one another and in demarcated spaces. Based on case studies of linguistic dynamics in Paris and Berlin, especially in the 18th and early 19th centuries, the second step looks at the linguistic dimensions of mobility, migration and contact of the actors as well as processes of interweaving, appropriation and negotiation of cultural practices and multilingualism.

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Veröffentlicht

2022-07-05

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