Jenseits des Referenzrahmens

Erfahrungen afrikanischer Migrant*innen mit sprachlicher Integration im Rhein-Main-Gebiet

Autor/innen

  • Klaudia Dombrowsky-Hahn Goethe-Universität Frankfurt
  • Axel Fanego Palat Goethe-Universität Frankfurt
  • Sabine Littig Johannes Gutenberg-Universität Mainz
  • Nico Nassenstein Johannes Gutenberg-Universität Mainz

DOI:

https://doi.org/10.17192/obst.2021.98.8668

Schlagworte:

afrikanische Sprachen, sprachliche Integration, Sprachbiografien, Spracherwerb, Sprachrepertoires

Abstract


Mit visualisierten Sprachrepertoires, Sprachbiografien, qualitativen Interviews und teilnehmender Beobachtung erforscht das Projekt „Afrikaner*innen im Rhein-Main-Gebiet“ den Spracherwerb von Migrant*innen im Zuge ihrer jeweiligen Migrationswege und ihrer eigenen Einschätzungen im Hinblick auf ihre Integration. Menschen, die aus Afrika in den Rhein-Main-Raum kommen, sehen sich vor die Aufgabe gestellt, sich in einer zunächst ungewohnten sprachlichen Umgebung orientieren zu müssen. Viele Akteure in der neuen Umgebung erwarten dabei einen möglichst zügigen Erwerb grundlegender Deutschkenntnisse, der durch die Vorgabe des zu erreichenden Sprachniveaus B1 des Gemeinsamen Europäischen Referenzrahmens (GER) reglementiert ist. Im vorliegenden Beitrag gehen wir der Frage nach, welche Rolle das Deutsche im Alltag der migrierten Sprecher*innen einnimmt und ob die Haltung zur deutschen Sprache eher von den Anforderungen des Referenzrahmens und somit von institutionellen Sprachkursen geprägt ist, oder ob sie sich auf pragmatisch orientierte Alltagsstrategien erfolgreicher Kommunikation gründet, die in informelleren Gesprächskontexten angewandt werden. Der Beitrag geht dabei auf Sprachideologien und nachweisbare Kenntnisse ein, die aus der Sicht einer deutschsprachigen Mehrheitsgesellschaft sprachliche Integration kennzeichnen, sowie deren Einfluss auf individuelle Sprachhaltungen, Lernmotivationen und praktische Methoden des Spracherwerbs. Darüber hinaus stellt er diese dem Verständnis von sprachlicher Integration auf Seiten afrikanischer Migrant*innen gegenüber.

People who migrate from African countries to the Rhine-Main area are faced with the task of orienting themselves in initially unfamiliar linguistic environments. Many outsiders in these environments expect them to acquire basic German skills as quickly as possible, regulated by the language level B1 of the Common European Framework of Reference for Languages (CEFR). Relying on visualized language repertoires, language biographies, qualitative interviews and participant observation, the project “Afrikaner*innen im Rhein-Main-Gebiet” [Africans in the Rhine-Main area] investigates patterns of language acquisition of migrants with regard to their trajectories and focuses on their own assessments concerning their integration. In this paper we discuss the role of German in migrant speakers’ everyday life and their attitude towards the German language. We pursue the question whether their attitudes are framed mainly according to CEFR requirements (and thus possibly align with institutionalized language courses), or whether they are based on pragmatically oriented everyday strategies of successful communication that are applied in more informal contexts. The article deals with language ideologies and practices of knowledge production that determine linguistic integration from the perspective of a German-speaking society, as well as with the influence of these ideologies on individual language attitudes, learning motivations and practical methods of language acquisition. Eventually, we contrast these with African migrant speakers’ understandings of linguistic integration.

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Veröffentlicht

2021-06-30