Die Verb-Pronomen-Enklise in der direkten Rede frühneuhochdeutscher und mittelniederdeutscher Erzähltexte
Zum Einfluss des grammatischen Kontextes auf den Einsatz klitisierter Formen im Übersetzungsprozess
DOI:
https://doi.org/10.17192/regiolingua.2024.1.1.8741Schlagworte:
Übersetzungspraxis, Syntax, Korpuslinguistik, Klitika, MittelniederdeutschAbstract
Die mittelniederdeutsche Syntax wurde in der älteren Forschungsgeschichte nur unzureichend behandelt, da – zu Unrecht – angenommen wurde, dass sich kaum Unterschiede zu den hochdeutschen Satzstrukturen finden lassen. Die Annäherung an historische Mündlichkeit, die aus heutiger Perspektive nicht unmittelbar zu erfassen ist, stellt ein weiteres Desiderat dar. Eine Kombination dieser beiden Forschungsansätze findet sich im folgenden Beitrag, der anhand eines Parallelkorpus aus frühneuhochdeutschen und mittelniederdeutschen Prosatexten des 15. Jahrhunderts die Verwendung der Verb-Pronomen-Klise der 2. Person Singular Nominativ in der literarischen Wiedergabe von direkter Rede untersucht. Die Übersetzungstexte mit bekanntem Abhängigkeitsverhältnis ermöglichen dabei einen Vergleich dieser beiden nah verwandten Sprachen, um zu überprüfen, inwiefern die Klisen im Übersetzungsprozess erfasst und bearbeitet werden. Im Fokus steht dabei die Aufbereitung und Auswertung der entsprechenden Belegstellen sowie die exemplarische Diskussion zweier konkreter Phänomene (Topik-Drop, Pronomen in Wackernagelposition); zugleich bietet der Beitrag aber auch einen Einblick in die grundlegende Vorgehensweise und Methodik des zugehörigen Dissertationsprojektes. Darüber hinaus wird auch der Fragestellung nachgegangen, ob es sich bei der Pronominalenklise um einen dezidierten Ausdruck inszenierter Mündlichkeit oder um eine im 15. Jahrhundert allgemein verbreitete grammatikalisierte Form handelt. Abschließend wird aufgezeigt, welche Aspekte in Bezug auf die Klisenbildung im Textkorpus bislang offen geblieben sind und noch einer weitergehenden Untersuchung bedürfen.
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