Joe Nickell: Looking for a Miracle: Weeping Icons, Relics, Stigmata, Visions and Healing Cures
Der Beschäftigung mit Wundern, mutmaßlich paranormalen oder übernatürlichen Phänomenen, haftete für lange Zeit der Ruch des Unseriösen an. Die meisten, um ihre akademische Seriosität bemühten Historiker und Religionsforscher, ja selbst Theologen drückten sich um das "Schmuddelthema" herum,...
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Published in: | Marburg Journal of Religion |
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Main Author: | |
Format: | Journal Article |
Language: | German |
Published: |
Philipps-Universität Marburg
1998
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Online Access: | Online Access |
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Summary: | Der Beschäftigung mit Wundern, mutmaßlich paranormalen oder übernatürlichen Phänomenen, haftete für lange Zeit der Ruch des Unseriösen an. Die meisten, um ihre akademische Seriosität bemühten Historiker und Religionsforscher, ja selbst Theologen drückten sich um das "Schmuddelthema" herum, ignorierten die zahllosen Wunderberichte in den Quellen und taten sie mit dem Hinweis auf den Aberglauben des ungebildeten vormodernen Menschen ab, den zu bedienen die Kirche vielleicht allzu leichtfertig oder gar berechnend nachgekommen sei. Auf der anderen Seite erlebte der Glaube an das Übernatürliche in den Kreisen des gebildeten Bürgertums mit dem Okkultismus-Boom des 19. Jahrhunderts eine ungeahnte Renaissance. Schließlich entwickelte sich hiervon angeregt vor allem in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts eine eigene akademische Disziplin, die sich ganz der wissenschaftlichen Erforschung angeblich paranormaler Erscheinungen widmete; die Parapsychologie. Während die Mehrheit der Parapsychologen seither vehement die Existenz paranormaler Phänomene und Fähigkeiten behauptet, ohne bislang eine konsensfähige und kohärente Theorie vorlegen zu können, weisen die meisten Vertreter der wissenschaftlichen Orthodoxie ebenso beharrlich darauf hin, daß die empirische Basis der parapsychologischen Exploration ungenügend, ihre Experimente in der Regel nicht beliebig wiederholbar, und ihre Erklärungsmodelle inkonsistent und spekulativ seien. Die Fronten scheinen verhärtet, und es erhebt sich die Frage, welchen Gewinn die Beschäftigung mit den behaupteten Phänomenen für einen bringen kann, wenn man nicht gerade als betroffener Parapsychologe an der Weiterexistenz und finanziellen Förderung seiner eigenen Forschungseinrichtung interessiert ist. Allerdings sollte man auch nicht die Emotionen unterschätzen, die bei der weitgehend fruchtlosen Diskussion im Spiel sind. In der Wissenschaft geht es eben nicht nur um Geld und Posten, sondern auch und insbesondere um die Propagierung und Durchsetzung eigener Welt- und Wissenschaftsbilder. |
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DOI: | 10.17192/mjr.1998.3.3768 |